Applaus Potsdam
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Pressemeldung

Märkische Allgemeine, 14.10.2006

Praktisch, stabil und wiederverschließbar

Die Ausstellung "Applaus" zeigt die besten Diplomarbeiten junger Potsdamer Nachwuchsdesigner

Oliver Fischer

Die Potsdamer Designstudenten drängen derzeit mit aller Macht in die Öffentlichkeit. Nach "Meter machen" eröffnete mit "Applaus" gestern die zweite Ausstellung studentischer Arbeiten innerhalb von zwei Tagen. Während erstere allerdings nur als Jahresausstellung des Fachbereichs Design der Fachhochschule (FH) gedacht ist, soll "Applaus" auch ein hochschulpolitisches Statement sein. Die Ausstellung, die gemeinsam von der Universität und der FH auf die Beine gestellt wurde, zeigt neben Arbeiten der FH-Designer auch Ergebnisse des Studiengangs Europäische Medienwissenschaften, den Universität und FH seit einigen Jahren in Kooperation anbieten.

Der Besuch im Alten Theater in der Zimmerstraße lohnt sich deshalb doppelt, denn was es bis heute Abend zu sehen gibt, sind Aushängeschilder beider Hochschulen. 40 ausgezeichnete Abschlussarbeiten aus den vergangenen eineinhalb Jahren.

Allein die Präsentation ist bemerkenswert. Während die praktischen Arbeiten der Designer in hellen und lichtdurchfluteten Räumen ausgestellt sind, liegen die zumeist theoretischen Schriften der Medienwissenschaftler auf Schreibtischen in einem abgedunkelten Zimmer aus. Auf jedem der Tische leuchtet nur ein kleines Leselämpchen. Wer sich die Zeit nimmt und dort liest, weiß anschließend, wie sich das Schreiben der Arbeiten angefühlt hat: vor allem einsam.

Erstaunlich vielseitig nehmen sich die Arbeiten der Designer aus. Borries Schwesinger etwa hat in den sechs Monaten Diplomzeit ein umfassendes Handbuch über Formulare verfasst. Ihre Geschichte, ihre Aufgabe, Beispiele für gutes Design und - leider viel häufiger - für schlechtes. Eine wichtige Sache, findet der 28-Jährige. "Formulare spielen in unserem Alltag eine entscheidende Rolle, aber sie auszufüllen ist oft unangenehm. Das muss doch nicht sein."

Daneben hat Marc Braun eine ganze Palette seiner Porzellanarbeiten ausgebreitet. Geschirr, Lampenschirme, experimentelle Materialversuche. "Porzellan + X" heißt das Projekt, dessen vielversprechendstes Ergebnis rutschfestes Geschirr ist, für das sich bereits die Lufthansa interessiert hat.

Ebenfalls zukunftsträchtig sind die Pralinenverpackungen von Carina Menzel. Ihre 15 Entwürfe richten sich an einen Kundenkreis, der in der alternden Gesellschaft an Bedeutung zu nimmt - die Pralinenkäufer über 50. Und die mögen es, wie eine von ihr angestrengte Untersuchung zeigt, nicht nur handlich und mit großer Schrift, sondern auch praktisch, stabil und wiederverschließbar. Dass es trotz Zeit-, Leistungs- und Notendruck beim Diplom nicht immer bierernst zugeht, zeigen Carina Mentzels Entwürfe ebenfalls. Als Gag für reisefreudige Senioren liefert sie auf der Innenseite einiger Schachteln gleich ein Unterhaltungsprogramm mit: ein Sudoku.


letzte Änderungen: 8.6.2007 11:11